Mittwoch, 29. Oktober 2014

Zehn Fragen zum Schreiben

Ab und an wandert ein Stöckchen auf den eigenen Schreibtisch - und dieses beantworte ich gerne, da die Fragen von meiner lieben Autorenkollegin Kay Noa stammen, die derzeit mit ihren Vampire Guides richtig Furore macht. Das ganze funktioniert wie folgt: Kay stellt mir zehn Fragen, und nach der Beantwortung derselben kann ich zehn eigene formulieren, die ich dann an andere weitergebe. Mal schauen ... :)

1. Was ist für Dich das Schönste am Schreiben?
Im Grunde ist das Schönste der Moment danach - ich schreibe unglaublich gerne, aber noch wichtiger ist für mich die Reaktion der Leser. Hat es meine Story geschafft, die Leser zu packen, sie leiden und lachen zu lassen, sie in eine neue Welt entführt, aus der sie so gar nicht mehr herauskommen wollen, dann habe ich alles richtig gemacht.

2. Was am Lesen?
Ich liebe es, in fremde Welten einzutauchen, die mit der Wirklichkeit wenig oder gar nichts mehr zu tun haben. Wenn mir nicht nur eine Story, sondern auch eine komplette, brauchbare Welt vermittelt werden, ist das für mich das höchste der Gefühle - solche Bücher lese ich auch mit Vergnügen immer wieder.
 

3. Was macht für Dich ein gutes Buch aus?
Das Gesamtpaket muss stimmen. Interessante handelnde Personen, spannende Welt, abwechslungsreiche Geschichte - das sind Elemente, die für mich zu einem guten Buch gehören. Früher war mir auch die äußere Aufmachung noch sehr wichtig, weil ich ein sehr visueller Mensch bin, aber seit ich vermehrt eBooks lese, gerät das in den Hintergrund.
Aber wenn eines der Elemente sehr stark vorhanden ist und ein anderes schwächer, kann ich immernoch viel Spaß am Lesen haben - es ist also kein zwingendes Muss.
 
4. Welche Szenen schreibst Du am Liebsten?
Ich liebe es, kulturelle Besonderheiten zu beschreiben - dafür denke ich mir schließlich auch fremde Welten aus. Bizarre Gewohnheiten, Feste, fremdartige Völker, da geht mir das Herz auf, und deswegen gibt es solche Elemente eigentlich in den meisten Szenen, die ich schreibe. Ohne geht für mich nicht so besonders gut, deswegen bin ich auch in der Gegenwart nicht wirklich schreiberisch zuhause - die Gegenwart ist uns schließlich aus unserem Alltag gut genug bekannt.
Müsste ich das jetzt auf Szenen an sich herunterbrechen, wird es schwierig. Ich stelle mir die Handlung meiner Geschichten immer cineastisch vor, versuche den Film in meinem Kopf zu verschriftlichen - je besser der Film ist, desto mehr Spaß habe ich an der Szene.
 
5. Was fällt Dir als Autor am Schwersten?
Szenen zu schreiben, die ich schreiben sollte, für die ich im Augenblick aber weder die Stimmung noch den Nerv habe. Wenn mir nach Action ist, aber eine Liebesszene schreiben soll, ist das unglaublich ätzend - dann quäle ich mich wirklich damit ab. Aber da muss man dann einfach durch, und beim Überarbeiten wird das Ganze dann meistens erstaunlich rund.
 
6. Autoren sind ganz große Drückeberger. Womit hältst Du Dich vom Schreiben ab?
Uff, vieles. Facebook ganz sicher. Skype-Unterhaltungen mit Freunden.  Star Wars: The old Republic - ein Online-Rollenspiel. Sonstige Computergames. Mein Nerd-Blog. Bücher! Es gibt so vieles, das mich ablenken könnte ... und immer wieder tut.
 
7. Hast Du reale Vorbilder für Deine Figuren?
In meinen Charakteren finden sich immer Reminiszenzen von Menschen aus meiner Umgebung, aber auch eigene Elemente - wirklich eine reale Person 1:1 kopiert habe ich noch nie. Finde ich auch nicht passend, immerhin schreibe ich fiktiv und nicht biographisch. Fiktionale Personen sollten vor allem fiktiv sein, nicht ein Abklatsch der Realität mit ein bis zwei zur Welt passenden Veränderungen.
 
8. Was ist Deine Lieblingsspeise?
Ohjeh. Die Welt ist so groß, und sie ist voller leckerer Dinge zu essen - da könnte ich mich wohl nie so recht entscheiden. Da ich unglaublich gerne neue Dinge ausprobiere und in mein 'esse ich gern' Repertoire aufnehme, ist das eine sehr, sehr lange Liste an Speisen, die ich alle mag. Wirkliche Leibspeisen sind da nicht wirklich dabei - aber mit einem dicken Steak, Sushi oder generell gut gekochten asiatischen Gerichten kann man mich meistens locken.
 
9. Wer ist Dein größtes Vorbild?
Es gibt einige Autoren, die ich wirklich bewundere und deren Schreibstil mich seit meiner Kindheit geprägt hat - beispielsweise Agatha Christie, der es meisterhaft gelingt, Romanfiguren mit wenigen Worten und Handlungen lebendig und greifbar zu beschreiben. Terry Pratchett und seine unglaubliche Phantasie, die man an jeder Ecke der Scheibenwelt bemerken kann. Ian Fleming für seine teilweise unendlich romantischen und gleichzeitig nüchternen Worte, um Zwischenmenschliches deutlich zu machen - und seine kinoreifen Actionszenen. Robert van Gulik für die Kunst, große Zusammenhänge in schlichte Worte zu fassen und auch in der Stille Bewundernswertes entdeckbar zu machen.
Ich glaube, auch diese Liste könnte, wenn ich sie weiterführe, sehr, sehr lang werden ...
 
10. Und die Moral von der Geschicht... Was sollen Deine Leser durch Deine Geschichten erkennen?
 Ich stehe nicht mit dem erhobenen Zeigefinger hinter meinen Geschichten und hoffe, die Leser zu belehren - wenn sie sich gut unterhalten, wenn ihnen das Gelesene auch danach noch ein bisschen im Herzen und im Kopf hängen bleibt, wenn sie sich dazu Gedanken machen, mit den Figuren mitfiebern - dann habe ich erreicht, was ich will.
Generell beschreibe ich gerne Vielfalt - Welten, Kulturen, Personen, und vielleicht ist das mein wichtigstes Ziel, ohne es wirklich darauf anzulegen: Anderen zu zeigen, was es alles in der Phantasie geben kann, sie damit bereichern, bewegen.

So, das war's - ich hoffe, Deine Neugierde ist jetzt gestillt, Kay - und auch die derjenigen, die hier gerne mal einen Blick 'reinwerfen. Meine zehn Fragen werfe ich dann auch mal in den Raum - möge sie beantworten, wer sie beantworten möchte:

01. Was war Dein Lieblingsbuch während Deiner Kindheit?
02. Bücher welchen Autors würdest Du niemals wieder lesen wollen?
03. Welches Genre würdest Du gerne mal schreiben, weisst aber, dass es Dir nur als Leser liegt?
04. Was ist für Dich die wichtigste Regel für einen hohen Schreib-Output?
05. Was inspiriert Dich bei einer Liebesszene am ehesten?
06. Was wünscht Du Dir, dass Deine Leser mit Deinen Büchern am ehesten verbinden?
07. Wenn Du ganz sicher einen Buchpreis gewinnen könntest, welcher sollte das sein?
08. Welchen Deiner Charaktere magst Du am liebsten - und warum?
09. Welche literarische Gestalt würdest Du gerne mal schriftlich ermorden?
10. Was hast Du derzeit an unfertigen Projekten in der Schublade?

Montag, 17. Februar 2014

Nachruf

Als ich von Deinem Tod gelesen habe, saß ich einige Momente lang vor meinem Bildschirm. Wortlos. Fassungslos. Die Tränen sind mir still die Wangen hinabgerollt, aber den Jammer ausdrücken, den ich angesichts der gelesenen Worte empfand, konnten sie nicht. In einem solchen Moment sind Worte zu wenig, Tränen zu wenig, und wahrscheinlich auch jeder geschriebene Nachruf zu wenig.

Denn sie können nicht ermessen, welche Persönlichkeit diese Welt verlassen hat, wieviele schöne oder seltsame Erinnerungen man mit diesem Jemand verbindet. Sie können nicht die Gesamtheit festhalten, die so plötzlich verloren gegangen ist und nicht mehr in dieser Form existieren wird. Vielleicht können Worte ein wenig Trost spenden, zeigen, dass man versteht, dass man ähnlich empfindet wie diejenigen, die näher standen, deren Herz mehr an dieser scheidenden Persönlichkeit hingen. 

Aber leider nicht mehr. Der Tod macht nach wie vor fassungslos, hilflos, lässt mich wünschen, ich könnte eine Fernbedienung nutzen, die alles auf Anfang stellt, die Entwicklung eines Lebens noch einmal von vorn beginnen lässt. Neuer Raum für Erlebnisse, Schönes, Schreckliches, Angst, Freude und Trauer. Die Wünsche jedoch reichen nicht: Die Hilflosigkeit bleibt.

Also will ich mich erinnern und diese Erinnerung an das unendliche Netz weitergeben, sie einspeisen, damit sie wie so viele andere Fragmente unserer Zeit nicht vergessen wird. Vielleicht stoßen Forscher in vielen hundert Jahren auf diesen Text und halten für einen Moment inne, empfinden nach, verstehen. Vielleicht auch nicht. Aber es ist einen Versuch wert.